Im Bauch des Glücks

Das alte Schiff ist ein kleiner Lastensegler. Es gehört dem Seebüro Reepmüller. Reepmüllers benutzen es aber längst nicht mehr. So liegt es denn hier am Bollwerk und wartet auf den Tag, an dem man es entweder ausbessert und neu anstreicht oder zersägt und zum Brennholz wirft.

Es ist etwas Geheimnisvolles um alte Segelschiffe! Wenn sie still liegen, dann scheinen sie zu träumen. Wenn ihr Bug sich auf und ab bewegt, ist es, als nickten sie im Schlaf. Und wenn die Planken ächzen — dann glaubt man, jetzt denken sie im Traum an vergangene, schöne Tage und seufzen...

Welch herrliches Gefühl für Konny, ein Schiffsdeck unter den Füßen zu spüren! Wenn es auch nur ein morscher Kahn ist und wenn er auch kein Segel hat: es ist doch immerhin ein Schiff! Ralf öffnet die Ladeluke und leuchtet mit seiner Taschenlampe in den Schiffsbauch hinab. „Vorne im Bugraum ist’s am besten“, sagt Konny. Doch während Jörn und die Zwillinge sich da drunten einrichten, nimmt sich Konny noch ein bißchen Zeit.

Er muß es erst mal richtig genießen, an Bord eines Schiffes zu sein. Ein leiser Wind, eine sanfte Brise, fächelt um seine Nase. Konny holt Luft. Um es seemännisch zu sagen: er nimmt eine Prise von der Brise. Er schnuppert den zauberhaften Duft von Wasser, Teer und fauligem Holz. Das ist ein Duft, der Herzklopfen macht!

Und horch! Draußen auf See, da tutet ein Dampfer.

Öööööööööö... dröhnt es tief durch die Nacht. Ja, Käpt’n Konny, das ist die Stimme des Meeres! Da wird dir wieder ganz feierlich und traurig zumute, was?

Konny wirft einen letzten Blick auf das Blinklicht des Leuchtturms von Diepersand. Dann kraxelt er durch die Luke, hinunter zu den Freunden.

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Das war der Beginn des 7. Kapitels im Buch 'Käpt'n Konny in der Klemme' von 1954. So poetisch sind die Jugendbücher von heute nicht mehr.