Samstag, 22. April 2023

Die magische Kinderbuch-Idee

 1997 erschien der erste Harry-Potter-Roman von JK Rowling. Mit dem Zauberspruch 'Expecto Patronum' können die Zauberer bei Gefahr aus ihrem Stab ein magisches Schutztier erscheinen lassen. Die Idee zu diesen Kraft- oder Schutztieren hatte JK Rowling aus den nordamerikanischen Stammesreligionen übernommen, in denen man an Schutzgeister in Tiergestalt glaubte.

Der magische Patronus ist ein wesentlicher Bestandteil der Harry-Potter-Zauberschule-Geschichten, und bis heute ein Bestseller für den Carlsen-Verlag.


Ebenfalls in den 1990er Jahren hatte die US-Autorin Mary Pope Osborne die Idee zu ihrer Kinderbuch-Serie 'Magic-Tree-House'. 1992 erschien der erste Band in den USA. Als die Serie im englischsprachigen Raum schon längst Bestseller mit einem Dutzend Bänden war, übernahm 2000 der Loewe-Verlag die Reihe als 'Das magische Baumhaus'. Damals ein Glückstreffer für Loewe, denn die magischen Zeitreise-Abenteuer waren auch hier bei den Kindern beliebt und verkauften sich über Jahre für Loewe wie geschnitten Brot. Bis sich ab 2013 alles änderte.



Die Grundzutaten waren also durch die Ideen von Rowling + Osborne gegeben – zauberhafte Schutztiere, Schule, magischer Titel. Daraus mixte die Autorin Margit Auer 2012 einen neuen schmackhaften Lesestoff – 'DIE SCHULE DER MAGISCHEN TIERE'.

Laut einem Interview hat Frau Auer ihr Manuskript damals über eine Agentur angeboten und nach diversen Ablehnungen hatte der Carlsen-Verlag wieder einmal den richtigen Riecher und griff zu. 2013 erschien der erste Band und schlägt seit dem alle Rekorde, schwappt per Verfilmungen und Übersetzungsrechten auch ins Ausland. Was man bei Harry-Potter liebte, mag man eben auch in der Schule der magischen Tiere und bei Carlsen klingelt die Kasse doppelt.



Auf der Spiegel-Jahresbestsellerliste Kinderbuch 2022 war 'Die Schule der magischen Tiere' mit acht Titeln in der Top-Ten-Liste vertreten. Der Loewe-Verlag hat dabei das Nachsehen, denn 'Das magische Baumhaus' ist seit dem aus der Bestsellerliste verschwunden. Vielleicht hat der Loewe-Verlag 2012/13 das Manuskript zu 'Die Schule der magischen Tiere' auch abgelehnt, man kann es nur vermuten. 

Jedenfalls versuchen sich jetzt so ziemlich alle Kinderbuch-Verlage an den magischen Erfolg anzuhängen. Grundsätzlich alles wird magisch. Die magische Insel, der magische Blumenladen, die magischen Tierfreunde, Lillys magische Schuhe, der magische Faden, der magische Dachboden, die magische Tierwarte, das magische Gemälde, der magische Hamster und neuerdings das magische Schulschiff.

Kompletter Irrsinn und ich denke in der Masse auch nicht mehr verkaufbar. Das wird bei einigen Verlagen vermutlich magische Verluste geben.



4 Kommentare:

  1. Mit F kann ich nicht viel anfangen, gestern in einem Zug einen Roman durch, sehr spannend aber keine Empfehlung meinerseits.
    Mysterythriller - verlorene Zeit.

    Bei Kinderbücher bin ich offener, nur bestimmte Empfehlung kommt nicht von mir. Die jungen LeserInnen überraschten mich oft mit dem
    Urteil...
    Es ist genug auf dem Markt, denn des Büchermachens ist kein Ende!
    Lieben Gruß!

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  2. Mit 'F' meinst du wahrscheinlich 'Fantasy'. Aber die reine 'Fantasy' ist es nicht. Ich würde es als 'Phantastische Literatur' katalogisieren. Da ist die Bandbreite von 'Die kleine Hexe' bis zu 'Harry Potter'.
    Würde mich ja interessieren welche Bücher deine jungen LeserInnen so empfohlen haben. Vielleicht magst du ja mal einen Blogeintrag drüber schreiben!
    LG

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    1. Aktuell bin ich nicht dabei, Kinder als „Kundinnen und Kunden“ gab es selten, die waren eher bei den Zeitschriften und Comics zu finden.
      Lektüre für Kinder wurde oft als Geschenk gekauft mit dem Hinweis auf Interessen oder moralinsauer für die Bildung *zwinker*.
      Bände wie Hanni und Nanni gingen immer.
      Der Wassermannpreußler kommt auf den Vorleser an, den kleineren Enkeln wird z.Zt. eine Indianergeschichte vorgelesen, eine mir unbekannte (ich frage nach).
      Gregs Tagebuch hatte Fans, ich gehörte nicht dazu.
      Von Harry Potter haben bestimmt alle gesehen oder gelesen, ich ebenfalls nicht.
      Was augenblicklich läuft - keine Ahnung...

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    2. Stimmt, des vielen Büchermachens ist kein Ende. ;-) Von der 'Hanni + Nanni' Serie weiß ich nur, das die wenigsten deutschen Bände von Enid Blyton übernommen wurden. Die große Masse der deutschen Ausgaben kam von Ghostwriter*innen. Ob 'Hanni + Nanni' in den Buchhandlungen noch gut laufen weiß ich auch nicht. Sehe nur alle naslang Werbung für neue Verfilmungen.

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