Freitag, 27. September 2024

Unter Polizeischutz auf dem Oktoberfest

 In den 1960er Jahren gab es zum Oktoberfest etwas was es heute nicht mehr gibt – die Schausteller verteilten grosszügig Chips für ihre Fahrgeschäfte an die Münchner Polizei. Die Familien der Freunde und Helfer sollten auch Spass haben. Geht heute wegen den Bestechungsregelungen nicht mehr. Waren eben andere Zeiten damals.



Jedenfalls mein Schulfreund Karlis Vater war beim Innendienst und mit einem grossen Beutel Chips ging's auf zur Wiesn. Am Dienstag war Familientag, also alles etwas billiger und in den Kinderhorden fielen wir zwei Solo-Hosenträger eh nicht auf. Für die Verpflegung hatten wir unsere Ersparnisse geplündert und Muttern angeschnorrt. Es war eine Mordsgaudi. Vier mal hintereinander die Bobbahn und ähnliche Magenumdreher mehr. Dazwischen ausgewogene Ernährung in Form von Zuckerwatte, gebrannten Mandeln, Fischsemmeln und Bluna. 

Bis ein Schausteller die Polizei informiert haben muss. Zwei Halbwüchsige die jede Menge Chips in den Taschen haben. Ab ging's zur Wiesnwache am Haupteingang. Mein Freund Karli protestierte laut dass wir nichts Böses gemacht hätten und sein Vater wäre auch Polizist usw. usf. Ich machte mir vor Schiss beinahe in die Hose. Wenn das meine Eltern erfahren, habe ich bis an's Ende meines Lebens Hausarrest, oder so ähnlich.

Ein Anruf bei Karlis Vater im Büro in der Ettstrasse klärte die ganze Sache und ab da hatten wir ständig Polizisten in unserer Begleitung. Exklusiver Polizeischutz. 

Meine Eltern haben davon nie etwas erfahren – bis ich in der Verjährungsphase war. Karli und ich hatten uns sowieso bei allen unseren Abenteuern geschworen: "Kein Wort an unsere Eltern." Zum Beispiel als wir beinahe einen Dachstuhl in Brand gesetzt hätten. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Schön war die Zeit. 😀 

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